Eine Stelle für Themen rund um Vertrauensdienste und digitale Identitäten
Zersplitterte Zuständigkeiten, langsame Prozesse und fehlende Interoperabilität – bislang waren digitale Identitäten und Vertrauensdienste in Deutschland ein Flickenteppich. Mit dem neuen Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung soll sich nun einiges ändern. Im Mittelpunkt stehen dabei digitale Identitäten und Vertrauensdienste, deren strategische Bedeutung zuletzt durch die novellierte eIDAS-Verordnung und die Einführung der europäischen digitalen Brieftasche – der sogenannten EUDI Wallet – nochmals erheblich gestiegen ist.
Das neue Ministerium: BM für Digitales und Staatsmodernisierung (BMDS)
Mit der Gründung des Bundesministeriums für Digitales und Staatsmodernisierung (BMDS) hat Deutschland einen zentralen politischen Akteur für die Koordination digitaler Identitäts- und Vertrauensinfrastrukturen geschaffen. Die Aufgaben, die früher auf mehrere Ressorts wie das Innenministerium, das Justizministerium und das Bundeswirtschaftsministerium verteilt waren, werden nun erstmals gebündelt gesteuert.
Diese Neuordnung soll laut Staatssekretärin Luise Hölcher insbesondere der Effizienzsteigerung und besseren Abstimmung innerhalb der Bundesregierung dienen. Ziel ist es, die Umsetzung europäischer und nationaler Digitalisierungsprojekte deutlich zu beschleunigen.
Hier finden Sie die Eröffnungsrede der Staatssekretärin beim eIDAS Summit 2025.
Digitale Identitäten und Vertrauensdienste: Untrennbar verbunden
Ein zentrales Handlungsfeld des BMDS ist die Entwicklung und Einführung der EUDI Wallet, die laut eIDAS 2.0 bis Ende 2026 verpflichtend umgesetzt werden soll. Dabei handelt es sich nicht nur um eine elektronische ID, sondern um eine vielseitig einsetzbare, europaweit gültige digitale Brieftasche. Sie soll:
- für staatliche Nachweise wie Ausweisdokumente,
- berufliche Qualifikationen (Attributszertifikate),
- elektronische Signaturen
- sowie private Anwendungen (z. B. E-Health, Mobilitätsdienste, Zahlungssysteme)
genutzt werden können.
Vertrauensdienste – insbesondere qualifizierte elektronische Signaturen (QES), Siegel, Zeitstempel und Zertifikate – sind essenziell, um die Rechtssicherheit in der digitalen Kommunikation zu gewährleisten. Ihre Integration in die EUDI Wallet ist daher ein logischer und notwendiger Schritt.
Modernisierung der Registerlandschaft als Grundvoraussetzung
Das BMDS verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz: Die Registermodernisierung, das sogenannte „Once-Only“-Prinzip (Bürgerinnen und Bürger müssen Daten der Verwaltung nur einmal mitteilen) sowie Interoperabilität auf technischer und semantischer Ebene gelten als Grundvoraussetzungen für die digitale Identitätsinfrastruktur.
Veraltete oder fragmentierte Datenbestände behindern eine verlässliche Identitätsfeststellung. Das BMDS koordiniert daher sowohl die technische Aufrüstung als auch die rechtliche Harmonisierung der Registerlandschaft – ein Kraftakt mit weitreichenden Folgen.
Zertifizierung privater Wallet-Anbieter: Förderung von Wettbewerb und Innovation
Ein weiterer richtungsweisender Schritt ist die Entscheidung, künftig auch private Anbieter von digitalen Brieftaschen zu zertifizieren. Damit soll ein „Level Playing Field“ geschaffen werden, das Innovation fördert und gleichzeitig die Einhaltung hoher Sicherheits- und Datenschutzstandards garantiert.
Diese Öffnung stellt ein wichtiges Signal an Anbieter qualifizierter Vertrauensdienste dar. Als etablierter Vertrauensdiensteanbieter begrüßen wir den klaren regulatorischen Rahmen und die Möglichkeit, innovative Lösungen aktiv in das entstehende Ökosystem einzubringen.
Europäische Zusammenarbeit und Standardisierung
Damit die Vision einer europaweit gültigen digitalen Brieftasche Realität werden kann, setzt sich Deutschland für eine harmonisierte Standardisierung auf EU-Ebene ein. Themen wie Interoperabilität, Schnittstellenkompatibilität und Nutzerfreundlichkeit stehen dabei im Fokus.
Die EU plant zudem die Einführung einer sogenannten Business Wallet, die auch für den Austausch zwischen Unternehmen und Behörden eingesetzt werden kann. Deutschland beteiligt sich hier am Pilotprojekt „Rebuild“, das innovative Anwendungsfälle für den wirtschaftlichen Bereich testet.
Digitale Teilhabe, Inklusion und Vertrauen
Letztlich soll die EUDI Wallet nicht nur technologisch überzeugen, sondern auch einen gesellschaftlichen Mehrwert bieten: Sie verspricht eine spürbare Reduktion von Bürokratie, mehr Komfort im Alltag und den sicheren, inklusiven Zugang für alle Bürgerinnen und Bürger– unabhängig von Alter oder digitaler Vorbildung.
Doch technologische Umbrüche gelingen nur mit einer breiten gesellschaftlichen Akzeptanz. Vertrauen, klare Kommunikation und ein transparenter Umgang mit digitalen Identitäten sind daher essenzielle Erfolgsfaktoren.
Fazit
Mit dem Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung wurde eine zentrale Stelle geschaffen, die die Fäden in der Hand hält, wenn es um digitale Identitäten und Vertrauensdienste geht. Die kommenden Jahre bis zur Einführung der EUDI Wallet werden entscheidend sein – nicht nur für die Verwaltung, sondern auch für Wirtschaft und Zivilgesellschaft.
Vertrauensdiensteanbieter wie Namirial tragen dabei eine tragende Rolle: durch zertifizierte digitale Signaturen, sichere Identifizierungsverfahren und technologische Expertise unterstützen wir die Vision eines digital souveränen Europas – sachlich, sicher und rechtswirksam.