Ein historisches Referendum mit hauchdünnem Ausgang
Am 28. September 2025 hat die Schweiz Geschichte geschrieben: In einem spannenden Abstimmungskrimi sagten die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger knapp Ja zur staatlichen Swiss eID. Mit 50,4 Prozent Zustimmung und einem Vorsprung von lediglich rund 21.000 Stimmen erhielt die Vorlage grünes Licht. Der Unterschied zu 2021 ist entscheidend: Während damals ein von privaten Anbietern getragenes Modell scheiterte, übernimmt nun der Bund die Verantwortung. Ab 2026 soll die Swiyu-App die offizielle elektronische Identität für die Schweiz bereitstellen.
Vertrauen als Schlüssel – aber Skepsis bleibt
Die knappe Annahme verdeutlicht: Die Bevölkerung ist gespalten. Befürworter:innen sehen in der eID Schweiz ein praktisches und sicheres Werkzeug für die digitale Gesellschaft – sei es für das Beantragen amtlicher Dokumente, den Altersnachweis oder die sichere Anmeldung bei Online-Services.
Gegner:innen äußern hingegen Bedenken. Sie zweifeln an der Fähigkeit der Bundesverwaltung, komplexe digitale Projekte zuverlässig umzusetzen. Zudem stehen Datenschutz, Datensicherheit und die Handhabung sensibler persönlicher Informationen im Zentrum der Kritik. Politische Analyst:innen sprechen von einem „positiven Misstrauensvotum“: Ja zur E-ID – aber mit deutlichen Vorbehalten.
Bedeutung für Europa und die EUDI-Wallet
Das Swiss eID-Referendum wirkt weit über die Landesgrenzen hinaus. Mit der geplanten European Digital Identity Wallet (EUDI Wallet) bereitet sich auch die EU auf eine einheitliche digitale Identitätslösung vor. Erfahrungen aus der Schweiz sind deshalb ein wertvoller Indikator:
- Akzeptanz und Vertrauen werden entscheidend für den Erfolg sein.
- Länder wie Deutschland zeigen in Studien eine ähnlich hohe Skepsis gegenüber digitalen Identitäten.
- Der Schweizer Weg könnte zeigen, wie staatlich verantwortete Lösungen Vertrauen aufbauen – oder ob Misstrauen die Nutzung hemmt.
Damit wird die Swiss eID zu einem europäischen Testfall für digitale Identitäten.
Vertrauensdiensteanbieter als entscheidender Faktor
Damit die elektronische Identität Schweiz ihr volles Potenzial entfalten kann, braucht es mehr als eine App. Die Akzeptanz hängt maßgeblich davon ab, ob Rechtskonformität, Nutzerfreundlichkeit und Transparenz gewährleistet sind.
Qualifizierte Vertrauensdiensteanbieter übernehmen dabei eine Schlüsselrolle:
- Sie stellen technische Grundlagen wie elektronische Signaturen, Siegel oder Zeitstempel bereit.
- Sie sichern die Rechtsgültigkeit und Sicherheit digitaler Prozesse.
- Sie helfen dabei, digitale Identitäten in der Praxis nutzerfreundlich und vertrauenswürdig zu machen.
So können sie gemeinsam mit Verwaltung und Staat dazu beitragen, dass die Swiss eID nicht nur verfügbar, sondern auch breit akzeptiert wird.
Fazit: Die Swiss eID ist Chance und Verpflichtung zugleich
Das Ja zur E-ID in der Schweiz ist mehr als ein politischer Erfolg – es ist ein Auftrag, die digitale Zukunft verantwortungsvoll zu gestalten. Der knappe Ausgang zeigt, dass Vertrauen keine Selbstverständlichkeit ist, sondern kontinuierlich aufgebaut werden muss.
Wenn es gelingt, die Bevölkerung von der Sicherheit und Rechtsgültigkeit der Swiss eID zu überzeugen, kann die Schweiz Vorreiterin für ganz Europa werden. Für Vertrauensdiensteanbieter eröffnet sich die Möglichkeit, ihre Expertise einzubringen und so das Fundament für eine sichere, rechtswirksame und akzeptierte digitale Identität zu legen.