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eIDAS-Update: Überblick über die aktuellen Entwicklungen bei den Standards für digitale Identitäten 

Das eIDAS-Update ist mehr als eine Anpassung bestehender Regeln – es ist ein Meilenstein für die digitale Identität in Europa. Die Arbeit von ETSI, CEN und CENELEC zeigt, dass Sicherheit, Interoperabilität und Nutzerfreundlichkeit im Zentrum stehen
Lesezeit: 3 Minuten
Inhaltsindex

Europa formt die digitale Identität der Zukunft 

Digitale Identität ist längst mehr als nur ein Zugangsschlüssel zu Online-Diensten. Sie ist die Grundlage für sichere Kommunikation, grenzüberschreitende Geschäftsprozesse und vertrauenswürdige Interaktionen in der digitalen Welt. Mit der Weiterentwicklung der eIDAS-Verordnung (Electronic Identification, Authentication and Trust Services) verfolgt die Europäische Union das Ziel, einheitliche und verlässliche Standards zu schaffen, die die souveräne Nutzung digitaler Identitäten ermöglichen. 

Einblicke in diese Entwicklungen gab kürzlich das ENISA Trust Services and eID Forum im kroatischen Split. Dort präsentierte Andrea Röck von der französischen Cybersicherheitsbehörde ANSSI eine umfassende Analyse der aktuellen Standardisierungsaktivitäten in Europa. Besonders im Fokus stand das entstehende EU Digital Identity Wallet (EUDI Wallet), das den Bürgerinnen und Bürgern künftig einen sicheren und europaweit nutzbaren Rahmen für ihre digitalen Identitäten bieten soll. 

ETSI: Fundament für Vertrauen und Interoperabilität 

Das European Telecommunications Standards Institute (ETSI) spielt eine zentrale Rolle bei der Schaffung technischer Grundlagen für digitale Identitäten, bei dem Namirial übrigens ebenfalls mitwirkt und Erfahrungen aus der Praxis teilt. Seine Spezifikationen sind darauf ausgerichtet, Vertrauen und Interoperabilität im gesamten europäischen Identitäts-Ökosystem sicherzustellen. Sie reichen von Normen für qualifizierte Vertrauensdienste und Zertifizierungsstellen bis hin zu Vorgaben für elektronische Attestierungen von Attributen. 

Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei den Spezifikationen, die direkt auf das EUDI Wallet abzielen. Standards wie EN 319 401 oder EN 319 411-2 legen die Basis für sichere Identifizierung und qualifizierte Signaturen. Ergänzend dazu befassen sich technische Spezifikationen wie TS 119 431-1 oder TS 119 472 mit Authentifizierungsverfahren, während weitere Dokumente Mechanismen für den Zugang zum Wallet oder die Registrierung von Diensten beschreiben. Ziel ist es, ein harmonisiertes Vertrauensanker-Modell zu schaffen, in dem Identitätsanbieter, Attestierungsdienste und die sogenannten Relying Parties (auf Deutsch auch vertrauende Beteiligte genannt) zuverlässig miteinander interagieren können. Für Qualified Trust Service Provider (QTSPs) ergibt sich daraus eine zentrale Rolle, da ihre Infrastruktur die Sicherheit und Rechtsgültigkeit dieser Prozesse absichert. 

CEN und CENELEC: Struktur und Modularität für das Wallet 

Während ETSI die technische Vertrauensbasis gestaltet, konzentrieren sich das Europäische Komitee für Normung (CEN) und das Europäisches Komitee für elektrotechnische Normung (CENELEC) stärker auf die funktionale und organisatorische Dimension. Ihre Arbeit bezieht sich auf Fragen wie die sichere Aufnahme neuer Anbieter in das System, die feingliedrige Kontrolle von Attributen innerhalb des Wallets oder den Schutz kryptographischer Anwendungen (Wallet Secure Cryptographic Application, WSCA). 

Zudem werden langfristige Dienste adressiert, darunter die elektronische Archivierung oder die Nutzung verteilter Register für die Aufbewahrung elektronischer Daten und Dokumente. Dieses Spektrum zeigt, dass es den Standardisierungsinitiativen nicht nur um kurzfristige technische Lösungen geht, sondern auch um eine nachhaltige Integration von Identitätsdiensten in die digitale Infrastruktur Europas. Die modulare Architektur, die CEN und CENELEC vorschlagen, soll sicherstellen, dass das Wallet flexibel anpassbar bleibt und gleichzeitig den hohen Anforderungen an Sicherheit und Datenschutz genügt. 

Zusammenspiel der Akteure: Zwei Wege, ein Ziel 

Die parallele Arbeit von ETSI auf der einen und CEN/CENELEC auf der anderen Seite verdeutlicht eine klare Arbeitsteilung: Während ETSI den rechtlichen und kryptografischen Unterbau liefert, widmen sich CEN und CENELEC der funktionalen Zerlegung und Modularisierung des Wallets. Gemeinsam entsteht so ein europäischer Rahmen, der sowohl den gesetzlichen Anforderungen entspricht als auch die technische Umsetzung in den Mitgliedstaaten ermöglicht. 

Dieses Zusammenspiel ist entscheidend für die europaweite Akzeptanz des EUDI Wallets. Es sorgt dafür, dass nicht nur die technische Interoperabilität, sondern auch die organisatorische Einbettung gewährleistet ist. Für Bürgerinnen und Bürger bedeutet das eine nutzerfreundliche, vertrauenswürdige Lösung, die in allen Mitgliedstaaten funktioniert. Für Unternehmen und öffentliche Stellen eröffnet sich eine verlässliche Grundlage für digitale Prozesse. 

Perspektive für Vertrauensdiensteanbieter 

Für Vertrauensdiensteanbieter markiert diese Entwicklung einen bedeutenden Schritt nach vorn. Mit dem EUDI Wallet entstehen neue Anwendungsfelder, sei es durch Attribute Services, durch Zertifikate für den Wallet-Zugang oder durch die sichere Langzeitarchivierung digitaler Nachweise. Gleichzeitig gewinnen QTSPs an strategischer Bedeutung, da ihre Dienste das Rückgrat der neuen Identitätsinfrastruktur bilden. 

Unternehmen mit langjähriger Erfahrung in qualifizierten elektronischen Signaturen und Identitätslösungen, wie Namirial, sind prädestiniert, eine zentrale Rolle in diesem europäischen Identitätsökosystem einzunehmen. Sie bringen das technische Know-how und die regulatorische Expertise mit, um die neuen Standards erfolgreich umzusetzen und gleichzeitig innovative Lösungen für Wirtschaft und Verwaltung bereitzustellen. 

Fazit 

Das eIDAS-Update ist mehr als eine Anpassung bestehender Regeln – es ist ein Meilenstein für die digitale Identität in Europa. Die Arbeit von ETSI, CEN und CENELEC zeigt, dass Sicherheit, Interoperabilität und Nutzerfreundlichkeit im Zentrum stehen. Mit dem EU Digital Identity Wallet entsteht ein Werkzeug, das die digitale Transformation in Europa nachhaltig prägen wird. Für Vertrauensdiensteanbieter eröffnen sich damit vielfältige Chancen, ihre Rolle als Garant für Rechtsgültigkeit, Sicherheit und Vertrauen weiter auszubauen. 

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