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Was macht eigentlich eine Unterschrift aus? 

Eine Unterschrift ist weit mehr als ein Kürzel unter einem Dokument. Sie ist Identitätsmerkmal, Rechtsinstrument und Vertrauenssymbol zugleich.
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Ein Zeichen mit Gewicht 

Ein kurzer Strich, ein geschwungener Bogen, ein kaum lesbares Kürzel – und doch trägt er rechtliche und persönliche Bedeutung: die Unterschrift. Sie begleitet uns vom ersten Mietvertrag bis hin zu Kreditanträgen, Arztformularen oder internationalen Verträgen. Aber was steckt eigentlich hinter diesem scheinbar simplen Schriftzug, der über Rechtswirksamkeit, Vertrauen und Identität entscheidet? 

Rechtliche Grundlagen: Wann ist eine Unterschrift gültig? 

Nicht jede Kritzelei gilt automatisch als Unterschrift. Damit eine Unterschrift rechtswirksam ist, muss sie den vollen Familiennamen enthalten und zumindest schriftähnliche Strukturen erkennen lassen. Ein Fantasiesymbol oder ein einfacher Strich reichen in der Regel nicht aus, um die rechtliche Wirkung zu entfalten

Gleichzeitig muss die Unterschrift den Zweck erfüllen, den Unterzeichnenden eindeutig erkennbar zu machen und die Ernsthaftigkeit der Erklärung zu dokumentieren. Damit wird die Unterschrift zu einem Bindeglied zwischen individueller Handschrift und juristischer Wirksamkeit

Zwischen Individualität und Variation 

Jede Unterschrift ist ein Unikat und gleichzeitig aber auch nie identisch. Schon kleine Schwankungen durch Tagesform, Schreibtempo oder Stift können Variationen erzeugen. Genau diese Unterschiede machen es für Laien so schwierig, Fälschungen zuverlässig zu erkennen. 

Für Expertinnen und Experten oder automatische Systeme sind solche Variationen jedoch wertvoll: Eine zu identische Kopie fällt sofort auf, da keine echte Unterschrift zweimal exakt gleich ausfällt. Das scheinbar „Unzuverlässige“ wird damit zum Sicherheitsmerkmal

Merkmale einer Unterschrift: Statisch, pseudodynamisch und dynamisch 

Damit Unterschriften überprüfbar sind, lassen sie sich in verschiedene Merkmalsgruppen unterteilen: 

  • Statische Merkmale: Dazu zählen Schrifthöhen, Schleifen, Kreuzungen oder die Anzahl der Schriftzüge. Sie lassen sich aus dem Schriftbild direkt analysieren. 
  • Pseudodynamische Merkmale: Hierbei wird untersucht, wie Schreibpaste auf Papier abgelagert ist – etwa Druckintensität, Kleckse oder Farbunterschiede. Moderne Scanner können diese Details sichtbar machen. 
  • Dynamische Merkmale: Mit digital erfassten Schreibsignalen (z. B. auf Tablets) lassen sich Schreibgeschwindigkeit, Druckvariationen oder Pausen messen – Merkmale, die ein Fälscher kaum imitieren kann. 

Diese Ebenen zeigen: Eine Unterschrift ist weit mehr als nur ein Bild. Sie ist ein bewegungsbasierter Ausdruck der Identität

Übrigens: Mehr Input zu diesem spannenden Thema gibt es in der Aufzeichnung von Nikolaos Kalantizs, Sachverständiger für Handschriftenprüfung und Laborleiter des Chartoularios P.C. Institute of Questioned Document Studies, auf unserer Website: 

📺 The Forensic Expert View: Digitale handschriftliche Unterschriften ernst genommen 

Die menschliche Prüfung – und ihre Grenzen 

In Banken oder Behörden verlassen sich Mitarbeitende oft auf ihre Erfahrung, wenn sie Unterschriften vergleichen. Doch selbst geschulte Augen sind nicht frei von Fehlern. Bauchgefühl und Tagesform beeinflussen Entscheidungen – und genau hier zeigt sich die Grenze rein manueller Prüfungen. 

Automatische Systeme bieten einen Ausweg: Sie analysieren quantifizierbare Merkmale in Millisekunden und gleichen sie mit Referenzen ab. Während der Mensch schwankt, bleibt die Maschine objektiv. Für sensible Prozesse, bei denen Sicherheit und Vertrauen im Mittelpunkt stehen, ist diese Kombination aus menschlichem Gespür und technischer Präzision ein entscheidender Fortschritt. 

Zukunft der Unterschrift: Von Papier zu digitaler Identität 

So wichtig die handschriftliche Signatur auch ist – die digitale Welt verlangt nach neuen Formen der Verbindlichkeit. Elektronische Signaturen, die durch europäische Verordnungen wie eIDAS rechtlich abgesichert sind, bieten hier eine Alternative. Sie übertragen die Idee der klassischen Unterschrift in den digitalen Raum – mit zusätzlichen Sicherheitsmechanismen wie Verschlüsselung und Zertifikaten.  

Wohlgemerkt: Eine digitale Unterschrift bedeutet nicht (nur), auf einem Tablet zu unterschreiben und die handschriftliche Signatur so zu digitalisieren. Diese Form der eingescannten oder elektronisch erfassten Handschrift ist zwar praktisch, besitzt aber rechtlich nicht den gleichen Stellenwert wie eine qualifizierte elektronische Signatur. Sie lässt sich leicht kopieren oder weiterverwenden, ohne dass eine eindeutige Bindung an die unterzeichnende Person nachweisbar ist. 

Die qualifizierte elektronische Signatur (QES) hingegen geht deutlich weiter: Sie basiert auf einem zertifizierten Verfahren, bei dem die Identität des Unterzeichnenden eindeutig geprüft wird (z. B. durch Video-Ident oder eID). Die QES wird mit einem qualifizierten Zertifikat und einer sicheren Signaturerstellungseinheit (z. B. einer Cloud-basierten Lösung oder einer Smartcard) erzeugt. Damit erfüllt sie die strengsten Anforderungen der eIDAS-Verordnung und ist der handschriftlichen Unterschrift rechtlich gleichgestellt – in vielen Bereichen sogar überlegen, weil sie fälschungssicher ist und eine manipulationsgeschützte Verbindung zwischen Dokument und Unterzeichnenden herstellt. 

So entsteht im digitalen Raum eine neue Form der Verbindlichkeit: Während die digitalisierte Handschrift vor allem Symbolcharakter hat, schafft die QES echte Rechtsgültigkeit und schützt vor Missbrauch. 

Gerade qualifizierte elektronische Signaturen erreichen heute ein Sicherheitsniveau, das weit über die manuelle Prüfung hinausgeht. Sie machen Identität im Netz überprüfbar – und schaffen die Brücke zwischen Tradition der Handschrift und Zukunft der digitalen Identitäten. 

Fazit: Mehr als nur ein Strich 

Eine Unterschrift ist weit mehr als ein Kürzel unter einem Dokument. Sie ist Identitätsmerkmal, Rechtsinstrument und Vertrauenssymbol zugleich. Ihre Wirkung liegt in der Verbindung aus persönlicher Individualität und rechtlicher Verbindlichkeit – ob auf Papier oder im digitalen Raum. 

Während sich früher auf das bloße Auge verlassen wurde, übernehmen heute immer stärker digitale Lösungen diese Rolle. Damit bleibt die Unterschrift, in welcher Form auch immer, weiterhin das Symbol für Vertrauen und Verbindlichkeit – ein kleines Zeichen mit großer Wirkung. 

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