Steuererklärung als digitales Erlebnis – was andere Länder besser machen
Juli ist Steuerzeit. Für viele in Deutschland bedeutet das: Fristen, Formulare, Frustration. Doch während sich hierzulande viele Bürgerinnen und Bürger noch durch das ELSTER-Portal klicken oder eine Steuersoftware bemühen, läuft die Steuererklärung in anderen Ländern nahezu automatisch ab – intuitiv, digital, sicher.
Werfen wir doch mal einen Blick auf Staaten wie Österreich, Estland oder Schweden. Dort ist die Steuererklärung kein nerviger Verwaltungsmarathon mehr, sondern ein Beispiel für gelungene Digitalisierung im Alltag. Wie machen diese Länder das? Die Antwort ist einfach – und komplex zugleich: Sie setzen konsequent auf digitale Identitäten.
Österreich: Steuererklärung mit „ID Austria“ und Zwei-Faktor-Login
Österreich hat in den letzten Jahren große Fortschritte bei der digitalen Transformation gemacht. Ein zentrales Element ist dabei die digitale Identität ID Austria. Damit können sich Bürger:innen rechtswirksam online ausweisen – und zwar eindeutig, sicher und interoperabel.
Seit Anfang 2025 gilt für zentrale Online-Services der österreichischen Verwaltung verpflichtend eine Zwei-Faktor-Authentifizierung – auch bei der Abgabe der Steuererklärung. Das ist ein Sicherheitsplus, das auch die Benutzerfreundlichkeit nicht ausbremst. Statt sich mühsam Passwörter zu merken oder PIN-Briefe abzuwarten, genügt ein Login per Smartphone-App oder Kartenleser – und schon sind die persönlichen Steuerdaten abrufbar. Viele Felder sind vorausgefüllt, und die Erklärung lässt sich mit wenigen Klicks bestätigen.
Die digitale Identität bildet dabei das Rückgrat für eine moderne Verwaltung, in der Vertrauen, Datenschutz und Effizienz kein Widerspruch sind.
📌 Zur offiziellen Mitteilung des österreichischen Finanzministeriums
Estland: Steuererklärung in 3 Minuten
Estland gilt als Vorreiter in Sachen e-Government – nicht umsonst trägt das Land seit Jahren den Titel „digitale Vorzeigedemokratie Europas“. Rund 98 % aller Steuererklärungen werden dort digital abgegeben. Der Clou: Die Daten sind bereits vollständig vorausgefüllt. Die Bürgerinnen und Bürger müssen sie nur noch prüfen und bestätigen – der Vorgang dauert im Schnitt drei Minuten.
Auch hier ist die Grundlage eine rechtswirksame digitale Identität, die für sämtliche behördlichen und geschäftlichen Transaktionen eingesetzt wird – sei es bei der Steuererklärung, beim Arzttermin oder bei der Unternehmensgründung.
Schweden: Vertrauen als Systemprinzip
In Schweden ist das Vertrauen der Bevölkerung in digitale Verwaltungsprozesse traditionell hoch. Die landesweit genutzte digitale Identität „BankID“ wurde ursprünglich von Banken entwickelt und später auf öffentliche Dienste ausgeweitet. Auch die schwedische Steuererklärung funktioniert digital, effizient und weitgehend automatisch. Bürgerinnen und Bürger nutzen ihre digitale Identität, um sich bei der Finanzverwaltung anzumelden – danach werden ihnen alle relevanten Daten zur Freigabe vorgelegt.
Deutschland: Die Grundlagen sind da – doch es fehlt am Gesamtbild
Auch in Deutschland gibt es Fortschritte. Mit dem Personalausweis mit Online-Ausweisfunktion (eID-Funktion) können sich Bürgerinnen und Bürger inzwischen z. B. beim ELSTER-Portal ausweisen.
🔗 Hier mehr dazu auf dem offiziellen Personalausweisportal
Das Problem: Die Nutzung bleibt hinter den Möglichkeiten zurück. Die Gründe sind vielfältig:
- Komplexe Anmeldeprozesse und technologische Einstiegshürden
- Fehlende einheitliche UX-Standards über verschiedene Behörden hinweg
- Begrenzte mediale und politische Sichtbarkeit der Vorteile
Anders als in Österreich oder Estland, wo digitale Identitäten aktiv kommuniziert und breit integriert sind, wird die eID in Deutschland noch häufig als Nischenlösung wahrgenommen.
Digitale Identitäten – der Schlüssel zur modernen Steuererklärung
Was in den genannten Ländern funktioniert, lässt sich auf einen Nenner bringen: Die Steuererklärung funktioniert deshalb so gut, weil die digitale Identität funktioniert.
Digitale Identitäten sind mehr als ein Login-Verfahren – sie sind die Basis für rechtsgültige, vertrauenswürdige digitale Transaktionen zwischen Bürgerinnen und Bürgern, Verwaltung und Wirtschaft. Wenn die Identität online zweifelsfrei, sicher und interoperabel nachgewiesen werden kann, entstehen neue Möglichkeiten – nicht nur bei der Steuer.
Die Rolle von qualifizierten Vertrauensdiensten
Vertrauensdienste nach der eIDAS-Verordnung sorgen europaweit dafür, dass digitale Identitäten auch wirklich halten, was sie versprechen:
- Rechtskonformität (z. B. für digitale Signaturen und Identitätsnachweise)
- Sicherheit und Datenschutz nach höchsten Standards
- Grenzüberschreitende Interoperabilität innerhalb der EU
Als qualifizierter Vertrauensdienstleister unterstützt Namirial Unternehmen, Behörden und Plattformen dabei, digitale Identitäten rechtskonform nutzbar zu machen – sei es bei der Identifizierung, der Authentifizierung oder bei der digitalen Signatur.
Warum Deutschland jetzt handeln muss
Deutschland verfügt bereits über die technologischen Grundlagen – vom Online-Ausweis bis zu qualifizierten Vertrauensdiensten. Doch diese Komponenten müssen stärker vernetzt, nutzerzentriert gestaltet und aktiv in der Kommunikation gefördert werden. Dazu braucht es:
Eine klare Strategie
- Wie kann die digitale Identität dauerhaft im Alltag der Menschen verankert werden?
Eine einheitliche Benutzererfahrung
- Weniger Hürden, mehr intuitive Erlebnisse – auch bei der Steuererklärung.
Vertrauensvolle Ökosysteme
- Zusammenspiel von Verwaltung, Wirtschaft, Plattformanbietern und Vertrauensdiensten.
Öffentliche Aufklärung & Akzeptanzförderung
- Denn nur wer versteht, was digitale Identitäten leisten können, wird sie nutzen wollen.
Fazit: Die Steuererklärung als Indikator für digitale Reife
Die jährliche Steuererklärung ist ein gutes Beispiel dafür, wie digitale Prozesse direkt spürbar in den Alltag eingreifen – im Guten wie im Schlechten. Länder wie Österreich oder Estland zeigen, dass es auch einfach, sicher und effizient geht.
Deutschland kann diesen Weg ebenfalls gehen, und zwar mit bereits vorhandenen Instrumenten wie dem Online-Ausweis und qualifizierten Vertrauensdiensten. Was es jetzt braucht, ist konsequentes Handeln, klare Kommunikation und der Mut, Prozesse neu zu denken.
Digitale Identität ist nicht die Zukunft, sie ist das Fundament der digitalen Gegenwart. Und sie beginnt mit jedem Klick – zum Beispiel bei der nächsten Steuererklärung.