Board of Beneficiaries des POTENTIAL-Konsortiums in Prag
Die digitale Identität ist längst nicht mehr nur eine politische Vision – sie wird Realität. Mit dem jüngsten Treffen des Board of Beneficiaries des POTENTIAL-Konsortiums in Prag am 18. und 19. Juni 2025 wurde ein entscheidender Meilenstein erreicht. Zwei Jahre intensiver Entwicklungs- und Testarbeit zur EU Digital Identity Wallet fanden hier ihren Höhepunkt. Dabei ging es nicht nur um technische Ergebnisse, sondern auch um ein zentrales Ziel: Vertrauen schaffen in eine europäische Infrastruktur für digitale Identitäten, die rechtswirksam, interoperabel und nutzerorientiert ist.
Europäische Zusammenarbeit mit Wirkung
POTENTIAL – Pilots for EuropeaN digiTal Identity wALlet – ist eines von vier groß angelegten Pilotprojekten, die unter dem eIDAS2-Rahmen gestartet wurden. Ziel war es, die Machbarkeit der EU Digital Identity Wallet in der Praxis zu testen. Das Konsortium vereint mehr als 140 öffentliche und private Organisationen aus 19 EU-Mitgliedstaaten sowie der Ukraine. Diese breite Beteiligung zeigt, wie wichtig und gleichzeitig herausfordernd es ist, nationale Identitätslösungen auf europäischer Ebene zusammenzuführen.
Im Zentrum der Pilotierung standen sechs zentrale Anwendungsbereiche: öffentliche Dienste, Bankwesen, Telekommunikation, mobile Führerscheine, elektronische Signaturen und das Gesundheitswesen. Diese Branchen wurden gezielt ausgewählt, da sie im Alltag der Bürgerinnen und Bürger sowie in vielen Geschäftsprozessen eine Schlüsselrolle spielen. Die Herausforderung bestand darin, für diese Bereiche funktionierende und grenzüberschreitend einsetzbare Lösungen zu entwickeln – Lösungen, die sowohl technisch als auch rechtlich tragfähig sind.
Interoperabilität, die funktioniert – live demonstriert
Ein Highlight des Treffens in Prag waren die Live-Demonstrationen, mit denen die Partner die Praxistauglichkeit der entwickelten Wallet-Prototypen eindrucksvoll unter Beweis stellten. Namirial präsentierte beispielhaft den grenzüberschreitenden Anwendungsfall „digitale Kontoeröffnung“. Dabei wurden mehrere vertrauenswürdig ausgestellte Identitätsnachweise – darunter Ausweisdaten, Wohnsitz, Telefonnummer und Steuer-ID – aus verschiedenen europäischen Quellen abgerufen und automatisiert zur Kontoeröffnung genutzt.
Diese Demonstration verdeutlichte, wie die Wallet bereits heute verschiedene nationale eID-Systeme und Vertrauensdienste zusammenführt – in einem einheitlichen, benutzerfreundlichen Interface. Für Bürgerinnen und Bürger bedeutet das: weniger Bürokratie, mehr Kontrolle über die eigenen Daten und ein Höchstmaß an Sicherheit. Für Diensteanbieter wie Namirial zeigt es, dass innovative, rechtskonforme Identitätsprozesse über Ländergrenzen hinweg umsetzbar sind.
Von der Pilotphase zu europäischen Standards
Das POTENTIAL-Konsortium hat mehr erreicht als technische Prototypen. Die im Rahmen des Projekts gewonnenen Erkenntnisse fließen direkt in die Weiterentwicklung des gemeinsamen EU-Werkzeugkastens für die Digital Identity Wallet ein. Dieser Werkzeugkasten umfasst u. a. Spezifikationen, Schnittstellenbeschreibungen, Sicherheitsanforderungen und Verfahren zur Zertifizierung.
Die Rückmeldungen der Nutzerinnen und Nutzer, die im Rahmen der Pilotierung gesammelt wurden, spielen dabei eine zentrale Rolle. Sie helfen dabei, die Wallet nicht nur technisch ausgereift, sondern auch alltagstauglich und inklusiv zu gestalten. Die EU profitiert somit von einem umfassenden Praxischeck, bevor die Wallet in den Mitgliedstaaten flächendeckend eingeführt wird.
Die Zeit drängt – eIDAS2 verpflichtet
Die politische Zielsetzung ist klar definiert: Bis zum 24. Dezember 2026 muss jeder EU-Mitgliedstaat mindestens eine Digital Identity Wallet zur Verfügung stellen, die mit dem europäischen Rahmenwerk kompatibel ist. In Prag wurde erneut betont, dass ein Neubeginn unnötig ist – die Vorarbeiten aus POTENTIAL liefern eine solide Grundlage, auf der aufgebaut werden kann.
Diese Kontinuität ist entscheidend. Denn der Aufbau einer vertrauenswürdigen, europaweiten Identitätsinfrastruktur erfordert nicht nur technische Exzellenz, sondern auch abgestimmte Governance-Modelle. Nationale Besonderheiten müssen berücksichtigt werden, ohne dabei das übergeordnete Ziel der Interoperabilität aus den Augen zu verlieren. Gleichzeitig ist die Innovationskraft des privaten Sektors gefragt, um Lösungen zu entwickeln, die sich am realen Bedarf orientieren und die Nutzerinnen und Nutzer aktiv mit einbeziehen.
Der Staffelstab wird übergeben: APTITUDE und WE BUILD
Mit dem erfolgreichen Abschluss von POTENTIAL übernehmen nun zwei neue großangelegte Pilotprojekte die weitere Entwicklung der EU Digital Identity Wallet: APTITUDE und WE BUILD. Beide Projekte starten Ende 2025 und bauen ausdrücklich auf den Ergebnissen von POTENTIAL auf.
APTITUDE wird sich auf Anwendungsfälle in den Bereichen Mobilität, Transport und Bankwesen konzentrieren. WE BUILD hingegen adressiert digitale Unternehmensdienste, Zahlungsprozesse und die grenzüberschreitende Geschäftskommunikation. Gemeinsam verfolgen beide Konsortien das Ziel, durch praxisnahe Use Cases und frühzeitige Beteiligung von Stakeholdern konkrete Fortschritte zu erzielen und weitere Harmonisierung zu ermöglichen.
Vertrauen als Basis der digitalen Identität
Für Namirial als qualifizierten Vertrauensdiensteanbieter steht fest: Die EU Digital Identity Wallet ist mehr als ein technologisches Projekt – sie ist ein zentrales Element digitaler Souveränität. Durch die konsequente Einbindung vertrauenswürdiger Dienste und die Verankerung rechtsgültiger digitaler Prozesse wird sie zu einem Schlüsselwerkzeug für Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und Verwaltungen in Europa.
Mit dem erfolgreichen Abschluss von POTENTIAL wurde nicht nur bewiesen, dass die Vision technisch umsetzbar ist. Es wurde auch gezeigt, wie durch Zusammenarbeit über Länder- und Branchengrenzen hinweg ein solides Fundament für ein gemeinsames europäisches Identitätsökosystem entstehen kann. Die nächsten Schritte bauen direkt darauf auf – und Namirial wird diesen Weg weiterhin aktiv mitgestalten.