Standards für die IT-Sicherheit und Resilienz
Die digitale Sicherheit ist in der heutigen vernetzten Welt von entscheidender Bedeutung. Die Europäische Union hat mit zwei wichtigen Regelwerken, der NIS2-Richtlinie und dem Digital Operational Resilience Act (DORA), neue Standards für die IT-Sicherheit und Resilienz geschaffen. Während NIS2 auf eine breite Palette kritischer Infrastrukturen abzielt, richtet sich DORA speziell an Finanzinstitute. In diesem Artikel erklären wir die Unterschiede, Anforderungen und Auswirkungen beider Regelwerke für Unternehmen.
Was ist die NIS2?
Die NIS2-Richtlinie (Network and Information Security Directive 2) ist eine überarbeitete Version der ursprünglichen NIS-Richtlinie von 2016. Sie hat das Ziel, die Cybersicherheitsstandards innerhalb der EU zu vereinheitlichen und zu verschärfen. Die neuen Regelungen setzen strengere Anforderungen an Unternehmen, um deren digitale Infrastruktur besser vor Cyberangriffen und IT-Ausfällen zu schützen.
Zu den wichtigsten Neuerungen der NIS2 gehören:
- Erweiterung des Geltungsbereichs: Mehr Unternehmen und Organisationen aus zusätzlichen Branchen sind betroffen.
- Striktere Sicherheitsanforderungen: Unternehmen müssen ihre IT-Risiken systematisch managen.
- Höhere Sanktionen bei Verstößen: Ähnlich wie bei der DSGVO drohen empfindliche Geldstrafen.
- Verpflichtende Meldungen von Sicherheitsvorfällen: Unternehmen müssen Cyberangriffe oder IT-Ausfälle innerhalb von 24 bis 72 Stunden melden.
Wann trat die NIS2 in Deutschland in Kraft?
Die NIS2-Richtlinie wurde im Januar 2023 auf EU-Ebene verabschiedet. Die Mitgliedstaaten, darunter Deutschland, mussten die Vorgaben bis zum 17. Oktober 2024 in nationales Recht umsetzen. Bis zu diesem Zeitpunkt sind nationale Gesetzgeber verpflichtet, entsprechende Regelungen auszuarbeiten und verbindlich zu machen. Unternehmen sollten sich frühzeitig mit den neuen Anforderungen auseinandersetzen, um mögliche Risiken zu minimieren und Sanktionen zu vermeiden.
Welche Sektoren fallen unter NIS2?
Die NIS2-Richtlinie erweitert die Liste der betroffenen Unternehmen erheblich. Sie unterteilt betroffene Organisationen in zwei Gruppen:
Wesentliche Sektoren
Diese Organisationen unterliegen besonders strengen Anforderungen und Kontrollen:
- Energieversorgung (z. B. Strom-, Gas- und Wasserversorgung)
- Transportwesen (Flughäfen, Bahnbetreiber, Logistikunternehmen)
- Banken und Finanzmärkte
- Gesundheitswesen (Krankenhäuser, Pharmaunternehmen, Labore)
- Digitale Infrastruktur (Cloud-Anbieter, Internet-Backbone-Betreiber)
- Öffentliche Verwaltung
Wichtige Sektoren
Diese Organisationen unterliegen ebenfalls strengen Sicherheitsvorgaben, jedoch mit etwas geringeren Kontrollen:
- Post- und Kurierdienste
- Abfallwirtschaft
- Chemische Industrie
- Lebensmittelproduktion
- Hersteller von IT-Hardware und -Software
Unternehmen aus diesen Bereichen müssen umfassende Maßnahmen zum Schutz ihrer IT-Systeme treffen und sich auf regelmäßige Überprüfungen durch Behörden einstellen.
Was ist der Unterschied zwischen DSGVO und NIS2?
Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und NIS2 haben unterschiedliche Schwerpunkte, obwohl sie sich teilweise überschneiden:
Aspekt | DSGVO | NIS2 |
Ziel | Schutz personenbezogener Daten | Schutz kritischer Infrastrukturen und IT-Systeme |
Anwendungsbereich | Unternehmen, die personenbezogene Daten verarbeiten | Unternehmen aus wesentlichen und wichtigen Sektoren |
Sanktionen | Hohe Geldstrafen für Datenschutzverletzungen | Strafen für unzureichende IT-Sicherheit und Meldepflichtverletzungen |
Meldung von Vorfällen | Meldepflicht bei Datenschutzverletzungen | Meldepflicht bei Cyberangriffen oder IT-Ausfällen |
Während die DSGVO personenbezogene Daten schützt, sorgt NIS2 dafür, dass digitale Infrastrukturen und kritische Dienstleistungen vor Cyberbedrohungen abgesichert werden.
Was ist DORA?
DORA (Digital Operational Resilience Act) ist eine EU-Verordnung, die speziell für Finanzinstitute entwickelt wurde. Sie soll sicherstellen, dass Banken, Versicherungen, Investmentfirmen und andere Finanzdienstleister widerstandsfähig gegenüber Cyberangriffen, technischen Ausfällen und anderen IT-Risiken sind.
Die Verordnung stellt sicher, dass alle relevanten Akteure im Finanzsektor über ein robustes IT-Risikomanagement verfügen und dass IT-Vorfälle effektiv behandelt werden. DORA enthält Vorgaben für:
- IT-Risikomanagement: Finanzinstitute müssen umfassende Maßnahmen zur IT-Sicherheit implementieren.
- Meldepflichten: Unternehmen müssen IT-Sicherheitsvorfälle schnell an die zuständigen Behörden melden.
- Testverfahren: Regelmäßige Simulationen von Cyberangriffen und Resilienz-Tests sind vorgeschrieben.
- Regulierung von IT-Dienstleistern: Externe Anbieter, die Finanzunternehmen mit IT-Diensten versorgen, unterliegen ebenfalls den DORA-Vorgaben.
Was bedeutet DORA für Banken?
Für Banken und andere Finanzinstitute bedeutet DORA eine deutliche Verschärfung der IT-Sicherheitsanforderungen. Sie müssen unter anderem:
- Ein zentrales IT-Risikomanagement etablieren
- Klare Notfallpläne für IT-Ausfälle und Cyberangriffe definieren
- Regelmäßige Stresstests durchführen
- IT-Dienstleister (z. B. Cloud-Anbieter) strenger überwachen
Durch diese Maßnahmen sollen Banken und Finanzdienstleister widerstandsfähiger gegenüber Angriffen und technischen Störungen werden, um das Vertrauen in die Finanzmärkte zu stärken.
Was ist der Unterschied zwischen NIS2 und DORA?
Beide Regelwerke zielen darauf ab, die digitale Sicherheit zu verbessern, haben jedoch unterschiedliche Anwendungsbereiche:
Aspekt | NIS2 | DORA |
Ziel | Cybersicherheit in kritischen Sektoren | Digitale Resilienz im Finanzsektor |
Geltungsbereich | Energie, Gesundheitswesen, Transport, öffentliche Verwaltung usw. | Banken, Versicherungen, Investmentfirmen |
Umsetzung | Muss in nationales Recht umgesetzt werden | Gilt direkt als EU-Verordnung |
Während NIS2 für eine Vielzahl von Unternehmen in kritischen Sektoren gilt, richtet sich DORA ausschließlich an Finanzinstitute und deren IT-Dienstleister.
Fazit
Sowohl NIS2 als auch DORA verdeutlichen, dass Cybersicherheit in der EU eine hohe Priorität hat. Unternehmen, die unter diese Regelwerke fallen, sollten sich frühzeitig auf die neuen Anforderungen vorbereiten, um rechtsgültig zu bleiben und ihre IT-Infrastruktur gegen Cyberbedrohungen zu schützen. Besonders für Vertrauensdiensteanbieter und digitale Infrastrukturen ist die Einhaltung dieser Vorschriften essenziell, um weiterhin sicher und zuverlässig agieren zu können.