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ID Austria: Digitale Identität auf dem Prüfstand – zwischen Fortschritt und Herausforderungen 

Trotz aller Fortschritte ist die ID Austria aktuell auch Gegenstand von Diskussionen. In der Praxis stoßen viele Nutzer:innen auf Hürden.
Lesezeit: 3 Minuten
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Digitalisierung mit Hindernissen

Die Digitalisierung öffentlicher Dienstleistungen schreitet in Österreich mit großen Schritten voran – und andere Länder, wie z.B. Deutschland, können sich hier definitiv eine Scheibe abschneiden. Ein zentrales Element dieser Entwicklung ist die ID Austria – das elektronische Identitätsmittel für Bürger:innen, das den Zugang zu digitalen Amtswegen und vielen weiteren Services ermöglicht. Die ID Austria ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu einer modernen, digitalen Verwaltung – auch wenn sie aktuell noch mit Herausforderungen zu kämpfen hat. 

Was ist die ID Austria? 

Die ID Austria ist die Weiterentwicklung der Handy-Signatur und Bürgerkarte und dient als zentrales Mittel zur digitalen Identifikation gegenüber Behörden und privaten Organisationen. Sie ermöglicht es Bürger:innen, sich rechtsgültig online auszuweisen, Anträge zu stellen, Dokumente zu signieren und verschiedenste Verwaltungsdienste zu nutzen – ganz ohne Papierkram oder Amtsbesuch. 

Mit ihr lassen sich etwa: 

  • digitale Anträge rechtswirksam signieren 
  • der digitale Führerschein sowie Altersnachweise vorzeigen 
  • Behördendienste wie FinanzOnline, ELGA, Sozialversicherung etc. nutzen 
  • auf E-Government-Portale zugreifen 
  • die eigene Identität bei privaten Anbietern elektronisch bestätigen 

Beeindruckende Zahlen: ID Austria auf Wachstumskurs 

Seit der Einführung der ID Austria wächst die Nutzerbasis stetig. 1,8 Millionen Österreicher:innen hatten sich bis Ende 2023 für die Nutzung registriert. Über 400 digitale Dienste sind mittlerweile an die ID Austria angebunden – von Ministerien und Behörden über Landesverwaltungen bis hin zu privaten Unternehmen. 

Besonders sichtbar wird die digitale Identität durch die Ausweisplattform, über die folgende Dokumente elektronisch aktiviert wurden (Stand 2023): 

  • 442.291 digitale Führerscheine 
  • 83.524 Altersnachweise 

Diese Zahlen belegen eindrucksvoll das Vertrauen, das Bürger:innen bereits in die ID Austria setzen – und zeigen, welches Potenzial digitale Identitäten im Alltag haben. 

Digitale Identität mit Hürden: Kritik und Baustellen 

Trotz aller Fortschritte ist die ID Austria aktuell auch Gegenstand intensiver Diskussionen. In der Praxis stoßen viele Nutzer:innen auf technische und organisatorische Hürden: 

  • Die Aktivierung ist teils umständlich und erfordert mehrere Schritte, etwa über die App „Digitales Amt“ oder bei ausgewählten Behörden. 
  • Die Digitale Amt App selbst gilt als nicht mehr zeitgemäß, mit unübersichtlicher Benutzerführung und fehlender Funktionalität. 
  • Die Nutzung im Alltag – etwa beim Vorzeigen des digitalen Führerscheins – ist nicht überall akzeptiert und oft technisch limitiert. 
  • Auch die Schnittstellen zu Drittdiensten und mobilen Endgeräten bereiten teilweise Schwierigkeiten. 

Diese Kritikpunkte zeigen: Die Idee hinter der ID Austria ist zukunftsweisend, aber die Umsetzung hat noch Luft nach oben. 

Ein geplanter Neustart: Relaunch angekündigt 

Der politische Wille zur Verbesserung ist da. Anfang April 2025 kündigte der für Digitalisierung zuständige Staatssekretär Alexander Pröll (ÖVP) einen umfassenden Relaunch der ID Austria sowie der App „Digitales Amt“ an. Ziel des Neustarts: 

  • die Benutzerfreundlichkeit erhöhen 
  • technologische Modernisierung 
  • den Zugang zur digitalen Identität für alle Bevölkerungsgruppen vereinfachen 
  • neue, intuitive Nutzeroberflächen schaffen 

Dieser Relaunch soll nicht nur technische Schwächen ausbügeln, sondern auch das Vertrauen in die digitale Identität weiter stärken – eine notwendige Maßnahme, um die digitale Transformation der Verwaltung nachhaltig voranzutreiben. 

Was bedeutet das für Unternehmen und Vertrauensdienste? 

Als qualifizierter Vertrauensdienstleister beobachten wir von Namirial diese Entwicklungen mit großem Interesse. Die ID Austria ist ein zentraler Bestandteil für rechtswirksame digitale Identitätsnachweise in Österreich – und damit auch eine wichtige Schnittstelle für zahlreiche digitale Prozesse in Wirtschaft, Gesundheitswesen, Bildung und darüber hinaus. 

Ein reibungslos funktionierendes, sicheres und benutzerfreundliches Identitätssystem ist essenziell, um: 

  • digitale Signaturen rechtskonform einzusetzen 
  • Vertragsabschlüsse online durchzuführen 
  • Identitäten eindeutig zu verifizieren 
  • sensible Prozesse wie z. B. KYC-Prüfungen effizient und rechtswirksam zu gestalten 

Fazit: Die ID Austria ist gekommen, um zu bleiben – jetzt braucht sie Feinschliff 

Die ID Austria ist ein wichtiger Schritt hin zu einer digitalen Verwaltung und ein zukunftsweisendes Instrument für Bürger:innen und Unternehmen gleichermaßen. Die bisherigen Nutzerzahlen und die Vielfalt der Anwendungsmöglichkeiten sprechen für sich – doch der Alltag zeigt: Ohne gezielte Verbesserungen wird das volle Potenzial nicht ausgeschöpft. 

Der angekündigte Relaunch ist daher ein dringend nötiger Schritt, um Vertrauen, Akzeptanz und Nutzerfreundlichkeit zu steigern. Als Anbieter von Lösungen im Bereich der qualifizierten elektronischen Signatur, der elektronischen Identifikation und der vertrauenswürdigen digitalen Kommunikation begrüßen wir jede Initiative, die digitale Identitäten sicherer, zugänglicher und praxisnäher macht. 

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