Die digitale Identität ist längst kein Zukunftsszenario mehr – sie wird mehr und mehr zur Realität. Mit der EUDI-Wallet (European Digital Identity Wallet), der BundID und dem Nationalen Once-Only-Technical-System (NOOTS) entsteht in Deutschland und Europa ein Ökosystem, das den Zugang zu Verwaltung und Dienstleistungen radikal vereinfachen soll – während es gleichzeitig sehr sicher ist. Auf der Smart Country Convention 2025 in Berlin präsentierte Martin Mohns, Projektleiter im Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung, wie sich diese Bausteine zu einem ganzheitlichen Modell für digitale Identitäten ergänzen.
EUDI-Wallet: Zentrale Identität und Nachweis-Speicher
Die EUDI-Wallet wird künftig zum Herzstück der digitalen Identität in Europa. Sie ermöglicht die sichere elektronische Identifizierung und Authentifizierung bei Online-Transaktionen auf höchstem Vertrauensniveau – und das europaweit. Gleichzeitig dient sie als digitaler Speicherort für Nachweise – von Meldebescheinigungen bis zu Ausbildungs- oder Berufsnachweisen. Damit entsteht ein universelles Instrument, das Bürgerinnen und Bürger sowohl im Alltag als auch im Kontakt mit der Verwaltung begleitet.
NOOTS: Das Rückgrat des Once-Only-Prinzips in Deutschland
Das Nationale Once-Only-Technical-System (NOOTS) ist ein zentrales Element der deutschen Registermodernisierung. Es setzt die europäische Idee des „Once-Only“-Prinzips technisch um: Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen sollen ihre Daten nur ein einziges Mal an eine Behörde übermitteln müssen. Danach können diese Informationen – mit Zustimmung der betroffenen Person – von allen anderen zuständigen Behörden digital abgerufen werden.
Funktionsweise von NOOTS
NOOTS ist eine technische Vermittlungsstelle zwischen Registern und Fachverfahren. Es ermöglicht Behörden den standardisierten und sicheren Abruf von Nachweisen wie Meldebescheinigungen, Handelsregisterauszügen oder Geburtsurkunden. Der Zugriff erfolgt ausschließlich mit Zustimmung der betroffenen Person – ein zentrales Element für Datenschutz und informationelle Selbstbestimmung. Durch einheitliche Schnittstellen und Protokolle können verschiedenste Systeme miteinander kommunizieren, ohne dass jede Behörde eigene Lösungen entwickeln muss.
Vorteile durch NOOTS
- Für Bürgerinnen und Bürger: Weniger Papierkram, schnellere Prozesse und kein wiederholtes Einreichen derselben Nachweise.
- Für Behörden: Effizientere Abläufe, weniger Doppelarbeit und ein großer Schritt hin zu einer modernen digitalen Verwaltung.
- Für Unternehmen: Geringerer Verwaltungsaufwand, insbesondere bei Genehmigungen, Ausschreibungen oder steuerlichen Vorgängen.
Im Zusammenspiel mit BundID und EUDI-Wallet erfüllt NOOTS eine Mittlerfunktion: Die BundID ist das Bürgerkonto und Zugangstor zur Verwaltung, die EUDI-Wallet ist der Speicherort für Nachweise und digitale Identitäten und NOOTS macht die bequeme und sichere Übertragung dieser Nachweise überhaupt erst möglich.
Damit wird NOOTS zu einem unsichtbaren, aber unverzichtbaren Fundament: Ohne NOOTS gäbe es zwar eine Wallet und ein Bürgerkonto, aber keine nahtlose digitale Versorgung mit Nachweisen. So entsteht ein geschlossenes Ökosystem, das die Vision einer europäischen digitalen Identität praktisch umsetzt.
BundID: Brücke zwischen Bürgerinnen, Bürger und Verwaltung
Die BundID übernimmt die Rolle des Zugangsportals. Sie fungiert als Schnittstelle zwischen Bürgerinnen, Bürgern und Verwaltung und bietet zentrale Funktionen wie:
- ein Bürgerkonto mit Identifizierungs- und Authentifizierungsmöglichkeiten,
- ein sicheres Postfach für die Kommunikation mit Behörden,
- die Bereitstellung von Nachweisen aus der Verwaltung, die anschließend in die Wallet übertragen werden können.
Damit sorgt die BundID für die Integration in bestehende Verwaltungsstrukturen und macht die digitale Identität im Alltag anwendbar.
Mehrwert für Bürgerinnen, Bürger und Verwaltung
Für Bürgerinnen und Bürger bedeutet das Modell: einmal identifizieren, überall nutzen. Ob Antrag auf Elterngeld, Führungszeugnis oder Steuerbescheinigung – Nachweise lassen sich digital abrufen, sicher speichern und sofort weiterverwenden. Für die Verwaltung reduziert sich der Aufwand erheblich: Medienbrüche und parallele Systeme entfallen, Prozesse werden effizienter und ressourcenschonender.
Rolle der Vertrauensdiensteanbieter
Vertrauensdiensteanbieter übernehmen dabei eine Schlüsselrolle: Sie gewährleisten die Sicherheit, Rechtsgültigkeit und Interoperabilität digitaler Identitäten. Nur durch qualifizierte elektronische Signaturen und geprüfte Identifizierungsverfahren ist sichergestellt, dass digitale Nachweise rechtswirksam sind und europaweit anerkannt werden. Hier eröffnen sich Chancen, innovative Lösungen zu entwickeln, die sowohl den Komfort für Bürgerinnen und Bürger als auch die Verwaltungsmodernisierung vorantreiben. Unternehmen wie Namirial tragen mit ihrer Expertise entscheidend dazu bei, dass die Systeme zuverlässig, sicher und nutzerfreundlich ineinandergreifen.
Fazit: Auf dem Weg zu einer vertrauenswürdigen digitalen Zukunft
Die Einführung von EUDI-Wallet, NOOTS und BundID markiert einen Meilenstein für die digitale Verwaltung in Deutschland und Europa. Erst im Zusammenspiel entfalten diese Bausteine ihre volle Wirkung:
- NOOTS sorgt für einen effizienten, sicheren und standardisierten Datenaustausch,
- die BundID verbindet Bürgerinnen und Bürger mit der Verwaltung,
- die EUDI-Wallet macht digitale Identität und Nachweise alltagstauglich.
Für die Bürgerinnen und Bürger bedeutet das: weniger Bürokratie, mehr digitale Selbstbestimmung. Für die Verwaltung: moderne Prozesse, weniger Aufwand und höhere Effizienz. Und für die europäische Gesellschaft insgesamt: ein großer Schritt hin zu einer souveränen digitalen Identitätsinfrastruktur, die Vertrauen schafft und Innovation fördert.
Damit wird klar: Was heute auf Konferenzen vorgestellt wird, ist morgen bereits der Schlüssel zu einer einfacheren, sicheren und vernetzten digitalen Zukunft.