Die Europäische Union strebt die Einführung einer europäischen Brieftasche für digitale Identität (EUDI-Wallet oder EUDIW: EU Digital Identity Wallet) an, die es ermöglichen soll, die eigene digitale Identität sicher zu speichern und Behördengänge einfacher zu erledigen. Eine schöne Entwicklung, die in den nächsten Jahren kommen könnte.
Am 9. November trafen das Europäische Parlament und der Rat der Europäischen Union eine vorläufige Vereinbarung über einen neuen Rahmen für die europäische digitale Identität. Vorbehaltlich der endgültigen Annahme des Entwurfs wird dieser die Verpflichtung der EU-Mitgliedstaaten festlegen, ihren Bürger:innen und Unternehmen eine digitale Identitätsmappe zur Verfügung zu stellen. Die EUDI-Wallet soll Identitätsdokumente (Personalausweis, Führerschein), aber auch Diplome, Bankkonten, medizinische Dokumente usw. enthalten. Das Hauptziel wird darin bestehen, die Authentifizierung der EU-Bürger:innen zu erleichtern und damit den Weg für einen vereinfachten Zugang zu Online-Diensten zu ebnen, unabhängig davon, ob diese öffentlichen oder privaten Ursprungs sind.
Ein Bollwerk gegen die Giganten des Internets
In seiner Pressemitteilung erklärt das Europäische Parlament: « Diese neue europäische digitale Identitätsmappe wird es den Bürgern ermöglichen, sich online zu identifizieren und zu authentifizieren, ohne auf kommerzielle Anbieter zurückgreifen zu müssen – eine Praxis, die Bedenken hinsichtlich des Vertrauens, der Sicherheit und der Privatsphäre aufwirft ».
Diese Erklärung unterstreicht das starke Engagement der Europäischen Union, die Privatsphäre ihrer Bürger:innen zu schützen und gleichzeitig das Vertrauen in die Nutzung von Online-Diensten zu stärken. Indem sie direkt auf bestimmte US-Giganten wie Google und Facebook abzielt, die bereits Identifikationssysteme für Drittdienste anbieten, strebt die EU danach, ihre Abhängigkeit von externen Akteuren zu verringern und eine größere Souveränität über die persönlichen Daten ihrer Bürger zu gewährleisten. Durch die Einführung eines europäischen Identifikationssystems wird die digitale Brieftasche somit dazu beitragen, einen Schutzwall zu errichten, der eine sichere Verbindung gewährleistet und die Grundrechte auf Privatsphäre respektiert.
Ein Kampf gegen Betrug und Identitätsdiebstahl
Durch die Bereitstellung eines zentralen und sicheren Authentifizierungsmittels bietet diese digitale Brieftasche einen robusten Mechanismus, um betrügerischen Aktivitäten entgegenzuwirken und die Identität der Nutzer:innen zu schützen.
Es bietet auch erhebliche wirtschaftliche Vorteile für Unternehmen und Organisationen, da die Kosten für die Identitätsprüfung gesenkt werden, indem der Know Your Customer (KYC)-Prozess bereits bei der Erstellung des Portfolios integriert wird. Dieser proaktive Ansatz wird zu einer effizienteren Identitätsverwaltung führen und gleichzeitig den Verwaltungsaufwand für die Nutzer:innen vereinfachen.
Die EUDI-Wallet markiert einen wichtigen Schritt hin zu einer sicheren und GDPR-konformen Online-Erfahrung. Mit Funktionen wie einem zentralen Dashboard, der Möglichkeit, Verstöße zu melden, und der Interaktion zwischen Portfolios stärkt es den Datenschutz und fördert eine kollaborative digitale Gemeinschaft. Kostenlose elektronische Signaturen und die Integration nationaler Identifikationssysteme zeigen ihr Engagement für die Sicherheit und Autonomie der europäischen Bürger:innen und machen dieses Portfolio zu einem wichtigen Element für die Wahrung digitaler Rechte. Jedoch müssen nach wie vor wichtige Punkte zur Umsetzung dieser Ziele geklärt werden, die zum heutigen Standpunkt noch offen sind – hier geht es unter anderem darum, welche Anbieter elektronische Signaturen für Privatpersonen zur Verfügung stellen und wer die Kosten daran trägt. Auch Fragen zur Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit sind nach wie vor noch nicht final beantwortet.
Aufbauend auf ihrer Beteiligung am POTENTIAL-Konsortium trägt die Namirial-Gruppe zur Entwicklung des Portfolios für digitale Identitäten bei. Die Erprobung der EUDI-Wallet wird in zwei verschiedenen Phasen ablaufen. In der ersten Phase werden bis Oktober 2024 nationale Lösungen getestet, während die zweite Phase grenzüberschreitende Tests beinhaltet, um die Interoperabilität zwischen den verschiedenen Lösungen zu gewährleisten.