Einführung
Die Digitalisierung ist ein entscheidender Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Doch eine aktuelle Bitkom-Studie zeigt: Der Fortschritt verläuft schleppend, und viele Unternehmen haben Schwierigkeiten, die digitale Transformation erfolgreich umzusetzen.
Digitalisierungsrückstand als wirtschaftliches Risiko
Laut der Bitkom-Umfrage sehen 82 % der befragten Unternehmen einen direkten Zusammenhang zwischen der aktuellen Wirtschaftskrise und der langsamen Digitalisierung. Zudem berichten 73 % von Marktanteilsverlusten aufgrund unzureichender Digitalisierungsstrategien. Besonders alarmierend ist, dass mittlerweile mehr als die Hälfte der Unternehmen (53 %) große Schwierigkeiten bei der Umsetzung der digitalen Transformation hat – ein kontinuierlicher Anstieg seit 2022.
Fehlende digitale Innovationen und Investitionen
Obwohl viele Unternehmen die Relevanz der Digitalisierung anerkennen, bleibt die Umsetzung hinter den Erwartungen zurück:
- Lediglich 3 % der Unternehmen empfinden die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle als einfach.
- 31 % entwickeln gar keine digitalen Geschäftsmodelle.
- Nur 7 % generieren mehr als die Hälfte ihres Umsatzes durch digitale Produkte und Dienstleistungen.
Immerhin planen 29 % der Unternehmen, ihre Investitionen in die Digitalisierung 2025 zu erhöhen – ein leichter Anstieg im Vergleich zu 21 % im Vorjahr.
Technologieeinsatz: KI, Big Data und IoT gewinnen an Bedeutung
Ein Blick auf die technologischen Entwicklungen zeigt Fortschritte, aber auch Nachholbedarf:
- Künstliche Intelligenz (KI): Nur 17 % der Unternehmen setzen KI bereits ein, 40 % planen eine Implementierung.
- Big Data: Die Nutzung ist von 37 % im Jahr 2024 auf 44 % gestiegen.
- Internet of Things (IoT): 37 % der Unternehmen nutzen IoT-Technologien, während 45 % eine Implementierung in Erwägung ziehen.
- Blockchain & Metaverse: Diese Technologien bleiben mit 6 % bzw. 1 % Nutzungsrate Randerscheinungen.
Interessanterweise wird KI hauptsächlich in der Kundinnen- und Kundeninteraktion (86 %) sowie im Marketing (47 %) genutzt. Anwendungsbereiche wie Produktion oder Forschung & Entwicklung spielen bislang eine untergeordnete Rolle.
Hürden der Digitalisierung: Datenschutz und Fachkräftemangel
Die Studie hebt zentrale Hindernisse hervor, die die digitale Transformation in Deutschland bremsen:
- Regulatorische Herausforderungen: 88 % der Unternehmen sehen Datenschutzvorgaben als das größte Hemmnis.
- Fachkräftemangel: 74 % der Befragten beklagen einen Mangel an qualifizierten IT-Fachkräften.
- Fehlende finanzielle Mittel: Mehr als die Hälfte der Unternehmen (55 %) gibt an, nicht ausreichend Kapital für Digitalisierungsprojekte zu haben.
- Langsame Entscheidungsprozesse: 37 % der Unternehmen sehen in internen Strukturen eine erhebliche Bremse.
Bitkom fordert politische Unterstützung
Um die Digitalisierung voranzutreiben, fordert Bitkom von der Politik eine gezielte Neuausrichtung. Dazu gehören:
- Lockerung regulatorischer Vorgaben, insbesondere im Datenschutzbereich.
- Die Schaffung eines eigenständigen Digitalministeriums mit klaren Zuständigkeiten.
- Steuerliche Anreize und Förderprogramme für digitale Investitionen.
- Ausbau der digitalen Infrastruktur und Beschleunigung von Genehmigungsprozessen.
Fazit: Deutschland braucht einen Digitalisierungsschub
Die Bitkom-Studie zeigt deutlich, dass die Digitalisierung in Deutschland langsamer voranschreitet als notwendig. Unternehmen erkennen zwar die Relevanz, stoßen jedoch auf erhebliche Hürden bei der Umsetzung. Ohne entschlossenes politisches Handeln und eine proaktive Investitionsstrategie droht Deutschland im internationalen Wettbewerb zurückzufallen. Es bleibt abzuwarten, ob die kommenden Jahre einen echten Digitalisierungsschub bringen oder ob Deutschland weiterhin nur im Mittelfeld bleibt.